Sabine Voigt

Ab 1981 absolvierte Sabine Voigt ein Studium der Kunstpädagogik und Kunstgeschichte in Frankfurt, ab 1985 erste Werkgruppen, ab 1988 regemäßige Einzel- und Gruppenausstellungen. Ausbildung bei Walter Hanusch, Studium bei Ann Reder, eigenes Atelier in Frankfurt, Mitglied im Kunstverein Eulengasse.

Mehr auf ihrer Website www.atelier-sabinevoigt.de

 

TUPEL

TUPEL

Geordnete Paare – Kunstkatalog

  • 36 Seiten
  • Broschur, geheftet
  • mit ca. 80 teils farbigen Abbildungen

978-3-86638-237-4

10.00 €           picture

 

Tupel – Open Space für eine geordnete Wertesammlung: Sabine Voigt zeigt in der dem Katalog zugrundeliegenden Ausstellung TUPEL verschiedene Werkgruppen ihres Œuvres, die in den Jahren seit 2013 entstanden sind. Dabei geht es vorwiegend um geordnete Bild- und Themen-Paare, die formal als Ausdruck der Kommunikation, der Verbindung und der landschaftsbildenden Linie in einer Zeichnung verwendet werden.

Teils ergänzen sich die auf Graupappe gezeichneten, paarig geordneten Bilder zu Fries-artigen Strukturen, eine Abgrenzung der einzelnen Bildstücke gegenüber dem Paar, aber auch die Segmentierung von Paaren innerhalb mehrteiliger Bildstrecken ist ebenso möglich wie unterbrochen – so wie hier der algebraische Begriff »Tupel« benutzt ist, löst er sich auch wieder auf, die Dimensionen zwischen Bildelement und Gesamtbild geraten ins Schweben, verschwimmen im Moment, da sie sich zu formulieren versuchen. – Was der Katalog dabei nicht zeigen kann, aber in seiner Zusammenstellung von ganzseitigen Einzelbildern und doppelseitigen Serien-Ansichten doch zeigt, sind die ins Schweben gebrachten »Ränder« der Bilder: Diese ziehen sich auf der Zeichenpappe um die Bildränder herum, erobern sich die dritte Dimension zwischen Bildträger und Galeriewand, reichen damit ihre Bildstrukturen – wie etwa Horizontlinien, Landschaftsformen, Pflanzenstrukturen, Menschengruppen – von Bildpanel zu Bildpanel weiter.

In ähnlicher Weise lösen sich die einzelnen Bilder, collagiert aus Tusche-Verläufen, Weißflächen und als Frottagen eingefügten Fundstücksabdrucken, zugleich auf und konkretisieren sich: Es finden sich mutmaßlich erdzeitlich verortbare Momente nach Art von Höhlenzeichnungen neben futuristisch-alienhaft anmutenden Gestalten, Industrie-Abfallsstücke neben Pflanzenwelten von aquarellartiger Subtilität, Kopien von Zeitungsfotos neben ins Plastische ausgreifenden Übermalungen – und lassen damit die in einzelnen Bilderpartien erzählte Zeit gleichzeitig verschwimmen, indem sie einen aus der Steinzeit bis in ungewisse Zukünfte gedehnten Bildraum aufziehen.

In diesen Zwischendimensionen – zwischen zweidimensionalem Blatt und dreidimensionalem Bilderarrangement, zwischen fraktalisierten Zeitsträngen, zwischen mandelbrotisch ineinander gefalteten Bild-Dimensionen – lassen sich beim Betrachten großartige Entdeckungen machen: Bildbocken von hoher, ins Zeitpolitische ausgreifender Konkretion begegnen einem, es öffnen sich Assoziationen zu abstrakten Bildwelten wie bei Tobias Rappel oder Hannsjörg Voth, es öffnen sich Tusche-Szenen wie aus Stop-Go-Sequenzen von William Kentridge, es legen sich Konstruktionsgebilde wie von Corbussier nahe, es leuchten Höhlengemälde von archaischer Gebärde auf. – Das aber sind nur Vergleichen; wichtiger dürfte sein:

In der Spannung aus der kompositorischen Qualität der Einzel- wie Gesamtarbeit und den vielen Detailentdeckung ergibt sich eine der eigentlichen Kräfte dieser Arbeiten, die der Katalog zu transportieren vermag, wie dies sonst bei Künstlerkatalogen selten gelingt: Es entwickelt sich die erzählerische Dimension der Kunst von Sabine Voigt.

Bleiben Sie neugierig!

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