Autoren & Bücher
Agapi Mkrtchjan
Agapi Mkrtchjan ist 1956 im dörflichen Geghaschen in Armenien geboren, sie ist Lyrikerin, Prosaschriftstellerin und Übersetzerin. Studium »Deutsch als Fremdsprache« in Jerewan, Germanistikstudium an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena sowie Studium für das Lehramt an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Heute lebt und arbeitet sie als Lehrerin an der Sophie-und-Hans-Scholl-Schule in Wiesbaden.
Veröffentlichungen in USA, Libanon, Tschechien, Georgien sowie in Armenien und in Deutschland. Teilnahme an über 10 deutschsprachigen Anthologien. – Ihre Einzelpublikationen auf Deutsch sind »Meine andere Hälfte« (Gedichte und Erzählungen, Glaré Verlag, 2006) und »Am jenem weißen Abend« (Gedichte und Erzählungen, Claré Verlag, 2010). Ihre Übersetzungen aus dem Armenischen liegen vor in dem Lyrikband »Parujr Sewak / Und sticht in meine Seele« (Verlag Hans Schiler, 2015), in der Anthologie »Armeniens Herz/Gedichte … und sonst nichts« (Größenwahn Verlag Frankfurt am Main, 2017) und »Armenische Märchen/Howhannes Tumanjan« (Wolfgang Hager Verlag, 2019).
Sie wurde ausgezeichnet als »Verdiente Schriftstellerin« vom Schriftstellerverband der Republik Armenien für die Übersetzung des Lyrikbandes „Parujr Sewak“ (2015) aus dem Armenischen und erhielt die Ehrenurkunde des Ministeriums für Diaspora, für die Anthologie »Armeniens Herz, Gedichte … und sonst nichts« (2017). – Sie ist Mitglied im Schriftstellerverband Armeniens und im »Literaturclub der Frauen aus aller Welt« in Frankfurt am Main.
Vom Baby, das den Mond verschluckte
Eine Anthologie armenischer Erzählerinnen und Erzähler
- Hardcover mit Lesebändchen
- 184 Seiten
- mit Vorwort von Sewak Ghasarjan
- übersetzt und zusammengestellt
- von Agapi Mkrtchjan
978-3-86638-345-6
16 Erzählungen, ausgewählt und übersetzt von der renommierten armenisch-deutschen Autorin und Übersetzerin Agapi Mkrtchjan – der erste Band armenischer Erzählerinnen und Erzähler in deutscher Sprache, der zugleich facettenreich die Kultur und Geschichte Armeniens vermittelt.
Es sind kurze Prosastücke, die auf eine für uns kaum vorstellbar harsche Weise das urbane wie auch das dörfliche Leben im Armenien der Gegenwart sehen lassen. Das reiche Erbe an Märchenstoffen und volkstümlichen Figuren wird von den in ihrer Heimatteils sehr bekannten AutorInnen eingeflochten in ihr Erzählen. Der Genozid an den Armenien ist ebenso häufiges, atemnehmendes Thema darin wie die aktuellen Krisen- und Kriegsszenarien aus dem Berkarabach – eine ganz eigene, tragisch von Elend und Zerstörung heimgesuchte Welt offenbart sich uns. Und zugleich sehen wir, wie eine stolze, eigensinnige Kultur sich behauptet und ihre Geschichte und Geschichten formuliert.
Wir danken Dr. Lutz Kuntzsch, Wiesbaden, herzlich für seine freundliche Unterstützung der Arbeit an dem Band!
Das Inhaltsverzeichnis, die AutorInnen und ihre Erzählungen:
Sewak Ghasarjan, Einführung
Aram Patschjan, Durchsichtige Flaschen
Grig, Eines Menschen Stadt
Nane, Bartho
Artswi Bachtschinjan, Der allzu barmherzige Samariter
Hratschja Saribekjan, Postum: an A. N. / Für den Zufall der Schicksale
Hambardsum Hambardsumjan, In jener Nacht
Pertschuhi Awetjan, Der streunende Hund
Anusch Aslibekjan, Hänsel und Gretel
Karine Chodikjan, Der siebte Tag
Agapi Mkrtchjan, An jenem weißen Abend
Alis Howhannisjan, Ich hatte ein Herz
Edward Militonjan, Besen
Lewon Schahnur, Das Baby, das den Mond verschluckte
Sjune Sewada, Die Farbe Rot
Anusch Wardanjan, Ich weiß nicht, warum ich hier bin
Wan Nowikow, Der achte Winter
Sewak Ghasarjan, Philologe und bekannter armenischer Autor,
in seiner Einführung zu dem Band:
Diese Anthologie zeitgenössischer armenischer Prosa enthält die Traditionen in der armenischen Prosa der letzten 150 Jahre …
In zwei Erzählungen der Anthologie lassen sich eindeutige Szenen der dörflichen Umgebung finden (»Bartho« von Nane und »Aporie» von Hratsch Saribekjan). Auch in anderen Erzählungen gibt es Figuren aus dem Dorf, die im Wirrwarr der Großstadt erschienen sind. Zwei weitere, »Das Baby, das den Mond schluckte« von Lewon Schahnur und »Der achte Winter« von Wan Nowikow, befassen sich mit dem Thema »Krieg«, der jedoch mit den Augen eines Kindes und eines Jugendlichen betrachtet wird, da die Autoren dieser Erzählungen während des ersten Arzachkrieges (1990-1994) selbst in diesem Alter gewesen waren.
In der Erzählung »Ich weiß nicht, warum ich hier bin« von Anusch Wardanjan geht es um die Schwierigkeiten einer frischgebackenen Mutter sowie um die Notwendigkeit der Heranbildung einer neuen Generation auch in Bezug auf den Völkermord am armenischen Volk. Obwohl Themen wie Dorf, Krieg sowie Völkermord in der zeitgenössischen armenischen Prosa ihre Aktualität nicht verloren haben, bleibt heute die Darstellung der »städtischen Lebenswelt« das vorherrschende Thema. Darum ist die Darstellung des Stadtlebens nicht nur als literarischer Schauplatz benutzt, sondern sie fungiert auch als ein untrennbarer Bestandteil der Denkweise und der Psychologie der Figuren.
Anhand desselben städtischen Kolorits setzen sich die Schriftsteller mit unterschiedlichen Fragen auseinander. So wird in den Erzählungen »Der streunende Hund« von Pertschuhi Awetjan und »Eines Menschen Stadt« von Grig die Aufmerksamkeit auf die typisch städtische öffentliche Gleichgültigkeit gelenkt: Der sozial schutzlose Mensch und das der urbanen Kälte ausgesetzte Tier werden von der Öffentlichkeit gleichermaßen ignoriert und vernachlässigt. Die Erzählung »Der zu gutherzige Samariter« von Artswi Bachtschinjan bezeugt, dass die einfache Gutmütigkeit des Menschen im städtischen Wirbel nicht genug anerkannt wird. Die Erzählung „Besen“ von Edward Militonjan stellt auf realistische Art und Weise die Schwierigkeiten der schriftstellerischen Tätigkeit im städtischen Durcheinander dar.
Die vielen Probleme, die zwischen Eltern und ihren Kindern entstehen und deren Lösung im städtischen Wirrwarr komplizierter wird, stehen im Kern der Erzählungen »Durchsichtige Flaschen« von Aram Patschjan, »In jener Nacht« von Hambardsum Hambardsumjan und »Ich hatte ein Herz« von Alis Howhannisjan.
Eine besondere Aufmerksamkeit verdienen die Erzählungen über das Schicksal der Frauen. Die Darstellung der Frau in der Stadt, die geschäftstüchtig, künstlerisch begabt, unbefangen und mutig, aber zugleich verbunden mit ihren eigenen Kindheitserinnerungen ist, bildet das zentrale Thema in den Erzählungen »Der siebte Tag« von Karine Chodikjan, »An jenem weißen Abend« von Agapi Mkrtchian, »Hänsel und Gretel« von Anusch Aslibekjan und »Die Farbe Rot« von Sjune Sewada. Diese Frauen, teils jung, teils älter, gebürtig auf dem Dorf wie auch in der Stadt – sie alle kämpfen beherzt gegen die Herausforderungen des Lebens und versuchen ihr Glück zu erlangen.
axel dielmann – verlag
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