Jörg Simon

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Jörg Simon, Jahrgang 1960, studierte in den 80er Jahren visuelle Kommunikation mit Schwerpunkt Film an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach. Er konnte mehrere Stipendien für sich entscheiden, und seit den 80er Jahren stellt er in Einzel- und Gruppenausstellungen aus. Als aktiver Teil und Kenner der Frankfurter Kunstszene ist Simon ein gefragter Gestalter von Ausstellungen. Von 2002 bis 2015 kuratierte er die Galerie des Frankfurter Gallus Zentrums und gab der Kunstszene Frankfurts in dieser Zeit wichtige Impulse. Seit dem Jahr 2018 – nach Ausflügen in die elektronische Musik (mit Jesse Farber und Boris ­Polonski) hat er sich hauptsächlich dem Schreiben zugewandt.

Zu seinen künstlerischen Arbeiten schreibt Sylvia Auerbach: „Jörg Simon bezieht sich in seiner Arbeit auf eine Vielzahl von Entwicklun-gen der Kunst und Popkultur der Nachkriegsmoderne und verbindet konsequent die Bereiche Kunst, Film, Fotografie und kuratorische Praxis, um deren Grenzen aufzuheben und neue Ausdrucksformen und Wahr-nehmungsmöglichkeiten herzustellen. … In dandyhafter post-punk Ästhetik betont er das Irrationale. Jörg Simons Zeichnungen sind Mindscapes, mentale Landschaften einer Innerlichkeit, die den Betrachter aus seiner Reserve zu locken trachten. … Fast möchte man beim Betrachten der fantastischen Welt dieser Zeichnungen an Franz Kafkas Metamorphose denken: Figuren die ihr Inneres, einem Röntgenbild gleich, offenbaren.

Im Frankfurter KANN Verlag veröffentlichte er weitere Bände zu seinem künstlerisch-literarischen Werk.

 

Küssen Sie mich, bitte

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Erzähltexte

  • Hardcover
  • 126 Seiten
  • mit vielen Abbildungen
  • aus dem Werk des Autors
  • Nachbemerkung von Ralf-Rainer Rygulla
  • Es gibt eine nummerierte und
  • signierte Vorzugsausgabe
  • mit Original-Aquarell
  • Preis auf Anfrage

978-3-86638-435-4

20.00 €           picture

Als Künstler arbeitet Jörg Simon in den unterschiedlichsten Medien, seine Zeichnungen, Gouachen und Aquarelle sind dabei stets, bei aller Wildheit der Sujets, zurückgenommen in kleine Formate. Seiner Arbeit in einer großen Bandbreite von künstlerischen Techniken geht parallel, daß er zugleich als Autor Texte produziert. Und mit Ralf-Rainer Rygulla könnte man Simons Texten die leitmotivische Frage unterstellen: Wenn die Sehnsucht nach dem Ganzen unerträglich wird, findet man dann Trost in Teilen, in Ausschnitten, in Stücken, Fetzen – in Körper­teilen, kurz sichtbar durch ein Schlaglicht im Dark Room?

Ich sehe Autos. Eine Autostraße. Einen Highway Richtung Sun­set. Es ist glühend hell und heiß.
Die Autos fahren zu einem Feuerball. Was noch?

Es geht meist deftiger zu, das Personal von Jörg Simons Erzählen zögert nicht, Grenzen zu überschreiten, zu makabren Fetischfantasien und schmerzhaften Obsessionen, zu zwanghafter Wollust.

Finden sie mich eigentlich attraktiv fragt der Tod.

Hilfloses Begehren trifft auf Gewalt, Empathie auf obszöne Brutalität, nur hin und wieder gemildert durch altertümelnd-bürgerliches oder gar scheinreligiöses Sprechen. Und Jörg Simon stellt sich und seine LeserInnen unmittelbar hinein in diese Situationen, die ihm auffallen. Derer er sich erinnert, die er der Flut von Versatzstücken aus allen möglichen Medien und Begegnungen entnimmt. Es entspricht sowohl der Fülle als auch Disparatheit dieser Fluten, daß sein literarisches Arbeiten sinnvoll nicht einzuordnen  ist in oder zwischen Lyrik und Prosa. Jörg Simon sieht andere Taktungen, als diese Genres sie öffneten, schreibt andere Verzahnungen auf, als deren klassische Logiken ermöglichen. Und es formulieren sich andere Subjekte als die in Zeilen oder Erzählfluß konstruierten:

Eine tropfende Wunde ein vorbeifahrender Zug. Als Kind habe ich mit meinem Großvater der bei der Abdankung des Kaisers 18 Jahre alt war Samstags Beat Club geschaut. In den Abendnachrichten fielen Worte wie Saigon, Phnom Penh oder Herzverpflanzung. Familie Feuerstein zeigte wie das Leben im Amerika der Steinzeit war. Manchmal fuhr ich mit meiner Tante im schwarzen Taxi nach Frankfurt zum Einkaufen.

»Staunen und ein kitzelndes Unbehagen« begleiten die Lektüre und die ästhetischen Zumutungen, können Lust, Ekel und Gelächter gleichzeitig aus­lösen.

High Risk Writing«, sagt Ralf-Rainer ­Rygulla.


 

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