Uwe Hentschel

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Uwe Hentschel, geboren 1962 in Essen. Zum Politikstudium nach München, dann doch lieber Verlagskaufmann bei Langenscheidt.

IT, Sushi-Koch (es geht um den Reis), TV-Redaktion, Texter, Herausgeber, Projektmanager. Gärtner.

Mit dem Dialup der Hayes-Modems, einer AOL-Mailadresse und dem schwarzen Labrador von Lycos sozialisiert. Mittlerweile wieder in der analogen Welt zuhause und der Überzeugung, dass ein Leben ohne Kirschlorbeer möglich ist. Zwanzig Mal umgezogen, ohne einen Dialekt gelernt zu haben.

Das »Hohenloher Land« ist sein Erstling, ein komplementärer Zwilling in Zubereitung.

 

Hohenloher Land

Hohenloher Land

Ein Jahr

  • 144 Seite
  • Softcover
  • mit zweiseitigem Einband

978-3-86638-505-4

18.00 €           picture

Ein Jahr im Hohenloher Land, ein Jahr, das aus dreizehn Monaten und fünfundachtzig Tagen be­steht. Raus aus der Stadt, rein in die Sommer­frische, »dem Erholungsaufenthalt der Städter auf dem Lande«, wie es im Wörterbuch der Brü­der Grimm heißt.

Beobachtungen und Nachdenkereien von einem, der unter dem Nussbaum gesessen hat. Ab­seits der Hauptverkehrswege, in einem alten Ge­mäuer einquartiert (das wir von Martin Bullinger her kennen könnten), fern von Zentralheizung und Entertainment. Die Erkundung eines unbe­kannten Landstrichs, eine Reise nach Innen. Was erzählt die Welt, wenn man ihr zuhört. Und reicht das Holz für den Abend.

Aus dem Epilog

Im Garten neigt sich der Tag. Jedes Geräusch steht wie eine Skulptur in der Stille. Das Summen der späten Bienen in den Kirschbäumen und unten auf dem Boden in den Goldnesseln. In einem Schuppen wird herumgekramt. Auto. Vom Tag ermattete Hühner. Die Kirchturmglocke schlägt. Letzte Vogelstimmen.

Wenn es Abend wird, dreht der um die eigene Achse rotierende Himmelskörper den Garten aus dem Licht heraus ins Dunkel. Die circadiane Signatur weist allen Wesen für die Nacht neue Aufgaben zu und die emergenten Systeme wechseln routiniert den Takt.

Mit dem Rücken an den Baum gelehnt, sitze ich im Licht auf einem der drei Steinquader, die Schuhe im Gras, in dem noch anderes wächst. Der Schnitt riecht würzig, wenn ich die Wege mähe und jedes Mal anders, je nach Tages- und Jahreszeit und wie lang der letzte Schnitt her ist.

Aus der Mitte dieser vergessenen Insel am Ortsrand ragt das Geäst der Nuss empor, das in wenigen Wochen ein Dach sein wird. Die Füße auf der Erde, den Rücken am Stamm, die Krone über mir, streift mein Blick durch den Garten, während der Terminator nä­her rückt, die Grenze, die Tag- und Nachtseite trennt.

Die Farben schlafen ein. Das satte Grün wird dünn und die Blüten vor dem Abendhimmel gerinnen zu schwarzem Ornament. Während anderswo die Nacht ein Weckruf ist, legt man sich hier geruhsam nieder. Niemand weiß, ob das Gras zu träumen beginnt oder das tote Holz im Verborgenen atmet. Ob alles zum Stillstand kommt. Was kann Schlaf schon bedeuten, wo man auch bei Nacht miteinander spricht.

 

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