Autoren & Bücher
Kurt Drawert
Geboren 1956 in Hennigsdorf (Brandenburg), Kindheit in Borgsdorf und Hohen-Neuendorf (bei Berlin). 1967 Umzug nach Dresden, Ausbildung zum Facharbeiter für Elektronik. 1980 Abitur auf der Abendschule, danach Hilfsarbeiterschaften, unter anderem in einer Bäckerei und bei der Post. Mitarbeiter in der »Sächsischen Landesbibliothek«, Dresden, dann Mitarbeiter in einem Jugendklubhaus. Von 1982 bis1985 Studium am Institut für Literatur, Leipzig. 1984 Umzug nach Leipzig.
Freier Autor seit 1986. 1991 Heirat mit der Fotografin Ute Döring. 1993 Umzug nach Osterholz-Scharmbeck (bei Bremen), 1995/1996 Aufenthalt in der Villa Massimo, Rom. 1996 Umzug nach Darmstadt.
2 Kinder – Lars Drawert und Tilman Döring.
Seit 1998 Leiter der Darmstädter Textwerkstatt, deren 25-jähriges Jubiläum wir mit einem Band (siehe unten) gemeinsam feiern. Seit 2004 Leiter »Zentrum Junge Literatur«, Darmstadt. Seit 2014 Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Seit 2018 Mitglied der Sächsischen Akademie der Künste.
Die Vielzahl seiner Publikationen auf der Website von Kurt Drawert im Detail anzusehen, lohnt sich jederzeit. – Bislang ist Kurt Drawert in meinem Verlagsprogramm zuvörderst Herausgeber der Edition Darmstädter Textwerkstatt und seines Jubiläumsbandes – es ist ein Vergnügen, Kurt Drawert, seine DebütantInnen und die Edition im Verlag zu haben!
Andreas Platthaus in der FAZ zu »«, 03.02.2023
»« mit Florian Balke in der FAZ, 02.02.2023
FRIZZ Darmstadt zu »« an, 1 / 2023
Das Gewitter umarmen
Kurze Prosa
- Band 2
- Edition Darmstädter Textwerkstatt
- herausgegeben und mit Vorwort von
- Kurt Drawert
- 160 Seiten
- Hardcover
- mit Lesebändchen
978-3-86638-371-5
Band 2 der edition Darmstädter Textwerkstatt versammelt kurze Prosa von Christoph Wirges. Dem Konzept der Edition folgend, ist der Band die erste eigenständige Publikation des in Mainz lebenden Autors. Die vorliegenden Texte entstanden zum größten Teil in der Darmstädter Textwerkstatt von Kurt Drawert, dem Herausgeber der Reihe.
Der Band präsentiert in der ersten Hälfte lakonische Kürzestgeschichten, in denen uns skurrile Männergestalten und Wiedergänger begegnen. In rasanter Folge entsteht aus den sich überlagernden Bildern ein absurder Kosmos des Mann- und Menschseins. – Die Prosagedichte des zweiten Teils vereinen extreme Verdichtung, flaneurhafte Reflexion und lyrische Chronik zu einem Ausdauernden Knäuel. Spielerisch stellen sie sich den Zumutungen der gegenwärtigen Welt und entwerfen eine zeitkritische Poetik der Verwicklung.
Es ist die Attitüde des Beiläufigen, Komischen, irgendwie aus dem Rahmen der Konvention Gefallenen und leicht Verrutschten, das den Charme dieser kurzen (und wahrhaft kürzest möglichen) Geschichten ausmacht, die bisweilen der Lyrik näher stehen als dem epischen Satz einer Prosa. Dennoch aber, bei aller zum Teil pointiert überdrehten Situationskomik, klafft ein Riss in der Oberfläche der Texte und lässt den Abgrund erkennen; es ist das Reale, Absurde, Unberechenbare, das nie vollkommen beherrscht und verwaltet werden kann, so sehr die Technologien der Moderne genau das für sich in Anspruch nehmen: Eine gläserne Welt zu erschaffen, effizient in ihren Abläufen und transparent in ihrer Mechanik. Subkutan unterwandern diese kleinen, um es mit einem Wort Günter Eichs zu sagen: „Maulwürfe“ der Sprache die herrschende Ordnung einer gesellschaftlichen Grammatik, in der die Verhältnisse eingeschrieben sind. Das Absurde ist immer ein Angriff auf den „Zeitgeist“ – Kurt Drawert in seinem Vorwort.
Für das Cover-Motiv vielen Dank an Lisa Weber.
Verlag, Herausgeber und Autor bedanken Sie herzlich für die Förderung durch die Wissenschaftsstadt Darmstadt!
Risse und Welt
25 Darmstädter Textwerkstatt
- Hardcover
- 312 Seiten mit Lesebändchen
- und zahlreichen Fotographien,
- Faksimiles und Abbildungen
978-3-86638-380-7
25 Jahre lang betreibt Kurt Drawert die Darmstädter Textwerkstatt, aus welche bislang über 200 Autorinnen und Autoren hervorgegangen sind. Die Leistung, die er hier erbracht hat, spiegelt sich im vorliegenden Band – und sie läßt sich auch, wie er selbst es im Vorwort tut, so formulieren:
Das Lesen literarischer Texte ist immer Interpretationsarbeit und damit selbst literarisch. Der Leser kommt dem Autor entgegen – dort nämlich, wo er die Eindeutigkeit seiner Rede verlässt und metaphorisch werden muss. Das, was wir lesen, ist also niemals identisch mit dem, was der Intention des Autors, der Autorin entspricht. Wie sehr nun Absicht und Wirkung eines Textes auseinanderlaufen, oder einfacher gesagt: wie verständlich (im Sinne eines komplexen literarischen Verstehens) er ist, kann eine kritisch reflektierende Gruppe recht genau spiegeln. Voraussetzung hierfür ist ihre emotionale Kompetenz, frei von Aggression und Konkurrenzdruck zu sein und einen geschützten Raum der Gespräche zu bieten. Das heißt für mich, den Leiter der Werkstatt, mit größtem Feingefühl eine Gruppe so zu moderieren, dass sie das aus sich selbst heraus leistet. Auf diese Zusammenhänge zu achten, durch die Literatur in ihrer Entstehung auch von einem Außen her mitbestimmt wird, von ihrer Beziehungsfähigkeit und Qualität an Kontakt, ist vielleicht das Besondere an unserer Werkstatt. Eine literarische Begabung zu entdecken ist nur der Anfang, sie zu entfalten und editorisch zu etablieren das Ziel. Dabei spielt literarisches Handwerk natürlich auch eine Rolle – und wir zeigen es auf und verständigen uns darüber. Aber jener Überschuss an Sinn und Bedeutung, den nur Literatur leisten kann, jenes besondere Sprechen über das Sagbare hinaus, das auch das Unaussprechliche ausdrückt, ist mit Technik allein nicht zu vermitteln – es braucht immer die komplexe Auseinandersetzung.
Die Beiträge des Bandes stammen von den Werkstatt-TeilnehmerInnen der zurückliegenden fünf Jahre. HIER ist das Inhaltsverzeichnis mit allen Stimmen und Texten als Download (PDF) zu laden.
Sie versammelt Beiträge von Sina Ahlers; Florian Aigner; Markus B. Altmeyer; Martina Bilke; Anne Diekhoff; David Emling; Elena Fischer; Jana Fuchs; Lisa Goldschmidt; Julia Grinberg; Geraldine Gutiérrez-Wienken; Diana Hellwig; Michael Hüttenberger; Sven-Thore Kramm; Grit Krüger; Martine Lombard; Daniel Mylow; Stephanie Nebenführ; Alexander Pfannenberg; Nicola Quaß; Angela Regius; Heike Schäfer; Sigune Schnabel; Anne Stolle; Christian Strauch; Miriam Tag; Fanny Tanck; Christoph Wirges.
Über die Literaturwerkstatt sagt Michael Braun, Heidelberg: »Und was mich besonders begeistert hat, war die unglaubliche Konzentration, mit der diskutiert wurde, und dass es auch eine große Offenheit der Teilnehmer gab, genau zuzuhören und auch Kritik an den eigenen Texten zuzulassen und sie auch ernst zu nehmen.«
Dank an Ute Döring für das fotographische Cover-Motiv, das die Skulptur »Zwischen den Zeiten« von Hubertus von der Goltz zeigt
Und zwischen uns das Meer
24 Erzählungen
- Band 1
- Edition Darmstädter Textwerkstatt
- herausgegeben und mit Vorwort von
- Kurt Drawert
- 152 Seiten
- Hardcover
- mit Lesebändchen
- Begleitwort von Martina Weber
978-3-86638-370-8
Der Band versammelt 24 kurze Erzählungen. Sie sind zum Teil in der Darmstädter Textwerkstatt entstanden
Elke Barker schreibt eine Kurzprosa, die durchgängig ihre ganz eigenen Seh-, Lausch- und Sprechbewegungen setzt und auf den wenigen Seiten ihrer Begebenheiten die Wahrnehmungsfähigkeiten der Leser unmerklich verschiebt – bis wir mitsamt der Autorin in den Trichter eines Umbruchs strudeln oder aber, wie zufällig, wieder im Gewohnten abgesetzt werden. – In seinem Vorwort schreibt Kurt Drawert in seiner ebenso ins Detail wie aufs Ganze leuchtenden Findigkeit:
»Ich möchte die Geschichte hier nicht erzählen, weil es davon ablenken würde, eine Metapher zu sein. Denn das Meer ist nur scheinbar der konkrete Topos, der in dieser Geschichte verwendet wird; vielmehr ist er in seiner symbolischen Bedeutung der unüberwindbare Riss, der die Menschen untereinander voneinander trennt. Dieser Riss – ich wage es, ihn als ein zentrales Konfliktobjekt für alle Erzählungen herauszustellen und paradigmatisch zu verstehen – ist irreversibel wie der menschliche Mangel an und für sich. Aber das wird explizit gar nicht ausgesprochen, denn dem Erzähler selbst ist es nicht evident. Er steht irgendwo im Schatten des Ateliers, in das jener Mann mit dem unvertrauten Namen Aboud plötzlich eindringt, und legt die Bilder und Szenen wie ein Rebus vor uns aus, das wir selber zu vervollständigen haben. Diese doppelte Konnotation, lexikalische Wortwörtlichkeit und symbolische Figur gleichermaßen zu bedienen und es dem Leser zu überlassen, welcher Form von Realität er es zuschlägt, gehört zur stilistischen Methode der Prosa und verleiht ihr die Aura des Unaussprechlichen.«
Neben all diesem Unaussprechlichen, ja, mitunter Unheimlichen betont Martina Weber, die dem Band eine zusätzliche Verortung beigibt, über Elke Barkers Erzählen dies:
»Sie ist offen für das, was sich in ihrer nahen Umgebung ereignet, beobachtet Menschen, lässt sich auf etwas ein. Vertrauen ist unberechenbar. Plötzlich schimmert es auf, zwischen Fremden, und genau so plötzlich ist es in einer Freundschaft verschwunden. Zuweilen blitzen Elemente einer Traumlogik auf, erzeugen Irritation und Tiefe. Selbst ein Nicht-Ort wie eine Unterführung wird einzigartig, erfährt Magie. Die Spannung liegt vor allem in der Atmosphäre …«
Verlag und Herausgeber bedanken sich herzlich für die Förderung durch die Stadt Darmstadt!
axel dielmann – verlag
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