André Gide

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André Gide wurde am 22.11.1869 in Paris geboren und starb dort am 19.02.1951. Im Jahre 1947 erhielt er den Nobelpreis für Literatur – mein Gott, alles andere kann man finden. Hier im Foto (Dank, wie immer, an Wikipedia) adoriert um 1918 vom jungen Marc Alegret.  

Daß ich’s nur gleich sage: Der Autor Gide war mir, als ich jugendlich seine Bücher, die Falschmünzer, die frühen, an biblische Familienbilder angelehnten Erzählungen à la Geschichte vom verlorenen (und freilich wieder eingefundenen) Sohn las, reichlich fremd. Übertrieben, geradezu hypertroph der ganze Kerl und seine Texte. Dann geschah etwas:

[Ja, ja, ja doch, weiter unten geht’s zum Buch, um das es hier geht, Geduld:]

Beim Ausleihen eines Buches in der Frankfurter Universitätsbibliothek (ausgerechnet eines Bandes zur Theoretischen Physik) hatte ich einen Buchstabendreher in der Signatur begangen – da lag ein 1909 bei Hans von Weber erschienenes Buch des Titels »Der schlechtgefesselte Prometheus«, übersetzt von Franz Blei, dessen literarische Viechereien mir gerade begegnet waren. Da stand ich, leicht verzweifelt, weil das gemeinte Buch zur Physik jetzt arg fehlte, und was sollte das hier sein?

So lehnte ich an einer Säule in der Ausleihe, blätterte, las, las weiter, lehnte weiter an, las, und dann wollte die UB schließen. Wie bitte? Ja, drei Stunden vergangen, und das Vergnügen mit Gides Prometheus, mit Bleis Menalkes, mit der beiden Damokles und Kokles und Tityr und Angele und Kellner und Zeus, dem Müllionär (oh, ja doch) und dem Boulevard, der von der Madeleine zur Oper führt, Paris, hielt an. – Hätte nicht ein wunderbarer, damals noch in fetter Konkurrenz insgesamt neuner Antiquariate in Frankfurt stehender Altbücherhändler mir ein Exmeplar besorgt – ich hätte glatt das UB-Ex. entwendet ...

Dann kam eine Begegnung, ein Kontakt, eine Möglichkeit: Renate Gerhardt betrieb noch in Berlin den von ihrem Mann Rainer Maria als Nachkriegshort der / des Modernen in der Literatur gegründeten, freilich schon vor sich hindümpelnden, wenn auch noch immer in phantastischster Dieter Rams-Gestaltung ausgestatteten Verlag – und sie interessierte sich quasi genetisch für diesen Text. Zumal ich Entdeckungen gemacht hatte. Keine Geringere als Elisabeth Lenk sollte mir als Ko-Herausgeberin an die Seite kommen und mit mir den Blei-Gide-Prometheus neu auflegen. Heureka!

[So warten Sie doch, herrje, das Buch, um das es hier geht, kommt ja gleich:]

Es kam anders. Es kam nicht zustande. Es kam ins Trudeln, Stocken, in Schwierigkeiten kam es, zu Rechtsproblemen, Finanznöten bei Gerhardt, Uneinigkeit darüber, ob die meiner Meinung nach als Anhang zu verstehenden 33 Thesen von Gide, die Pfempfert einst in der AKTION ohne jeglichen Bezug zum Prometheus abgedruckten herrlichen Essay-Bröckchen dem Band einzugliedern wären. – Das ganze geliebte feine Projekt zerschellte.

Zum 10-jährigen meines Verlages wollte ich es dann selbst verlegen. Verlegenheiten finanzieller Art damals, auch schwierige Gespräche mit den Rechtsnachfolgern, noch weit entfernt von public domain die 1951, 1947, 1942 Verstorbenen (guess who and when) – also blieb es weiter liegen. – Zum 20-Jährigen den Gide-Prometheus-Blei-Bonnard bringen? Denn inzwischen war klar, Pierre Bonnard, der Große, hatte 6 Zeichnungen für die von Weber-Ausgabe 1909 beigesteuert, und es war sogar klar, wie herum eine von dern sechs ursprünglich auf dem Kopf stehend abgedruckten Illustrationen wirklich gehörte. Und um so mehr Grund, das endlich zu machen. – Aber irgendwie wurde es doch nicht.

Jetzt ...

... ja, jetzt kann man es bald in Händen halten. Und wenn das soweit ist, kommt hier eine weitere dieser irrwitzigen Geschichten, entlang derer Bücher entstehen, zur Welt kommen oder die Welt zu ihnen, oder wie auch immer.

Bleiben Sie neugierig!

[Jetzt aber:]

 

 

Der schlechtgefesselte Prometheus

Der schlechtgefesselte Prometheus

  • 80 Seiten
  • Handcover
  • mit 6 Illustration
  • von Pierre Bonnard
  • demnächst endlich lieferbar

978-3-933974-01-3

20.00 €           picture

in der Übersetzung von Franz Blei

mit 6 Zeichnungen von Pierre Bonnard

André Gide hat seinen »Prométhée mal enchainé« lange vor seinem Nobelpreis im Jahr 1899 geschrieben, Franz Blei, der damals schon sehr berühmte Autor des »Großen Literarischen Bestiariums«, übersetzte die surreal-mythische Erzählung 1905/06 als Freundschaftsdienst – und heraus kam ein literarisches Feuerwerk.

Als der damals eben zu Ruhm kommende Maler Pierre Bonnard 6 herrliche Lithographien zu der hinreißenden Erzählung beisteuerte, legte der legendäre Verleger Hans von Weber in München 1909 eine winzige Auflage von Franz Bleis Übersetzung auf. Diese ging leider alsbald unter und mit ihr nicht nur die schöne Übersetzung von Blei, sondern auch die Illustrationen – und noch mehr:

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Gide hatte der Erzählung ursprünglich 33 Thesen beigegeben, er hatte sie aus seinen Journalen ab 1896 kompiliert, und in dieser Zusammenstellung und mit der Erzählung vom Prometheus ergaben sie eine Art von frühem surrealistischem Manifest. Es geht um den »Acte graduit«, die zwecklose, die freie, »die Autochthon-Tat« … Auch dieser große kühne Anhang ging völlig unter, wurde wieder zerpflückt und in die Tagebücher Gides eingeordnet; weg war er.

»Bei dieser Gelegenheit eine Anekdote«, würde Blei André Gides Prometheus uns nun sagen lassen: 1988 gelang es mir beinahe, Renate Gerhardt mit ihrem in den 60ern bedeutenden Gerhardt-Verlag (in seinen Buchausstattungen von Braun-Designer Dieter Rams und den herrlichen amerikanischen modernen Dichtern des Black Mountains College) dafür zu begeisten, den Prometheus in editorische Fesseln zu schlagen und ins Buch zu packen – aber der Verlag war endgültig falliert. Hier und da konnte ich Literaturbegeisterte und Institutionen für Lesungen gewinnen, kleine Inszenierungen, wie es dem Feuerwerk dieser Erzählung angemessen ist, mit Plüschadler, Wunderkerzen, freizügigen Autoren-Fotos, die der Text nahelegt – in Dirnfellners Literarischem Nachthimmel in Höchst kam das zustande (HIER eine niedliche Besprechung der FNP von 2000), im Schauspiel Frankfurt, im Goethe-Institut Tbilissi in Georgien im Kaukasus, keine Adlerflugstunde von jenem Gebirge entfernt, in dem Prometheus dem Vogel »seine schmerzhafte Portion Leber« mythisch-einst anbot …

Genug! Hier endlich sind alle vier, André Gide, Franz Blei, Pierre Bonnard und die 33 Thesen, erstmals zusammen zwischen zwei Buchdeckeln zu bekommen. Auf tritt der »Hersteller von Zündhölzern ohne obrigkeitliche Erlaubnis« – lassen Sie den Adler kreisen!

Ein Nobelpreisträger und Größen der Moderne: André Gide
Einer der großartigen Übersetzer der Moderne: Franz Blei
Eine der Lieblingsfiguren aus der Antike: Prometheus
Dazu ein Klassiker der modernen Malerei: Pierre Bonnard
Das kennt man: Gast bekommt Ärger mit dem Kellner
Eine Sensation: »Müllionär« entpuppt sich als Gott – lesen Sie selbst!
Herrliche Locations: Kaukasus, Paris, der Boulevard, der von der Madeleine zur Oper führt …
Hochspannung: Melibeus entführt Angéle – wie bitte, wer? – Wen?
Gefahr: Prometheus handelt mit Zündhölzern und gefräßigen Adlern
HILFE: der Adler – kreist!
Und viel Entspannung: Tityr schlummert unterm selbstgepflanzten Bäumchen

 

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