Autoren & Bücher
Martin Westenberger
 
	Martin Westenberger hat Germanistik, Kunsterziehung und Soziologie studiert. Während seines Studiums arbeitete er unter anderem als Roadie, Filmvorführer und Taxifahrer. Seit vielen Jahren ist er als Projektleiter in der Filmbranche beschäftigt. Er lebt in Frankfurt am Main. Im Jahr 2018 veröffentlichte er den Lyrikband »Anmerkungen zum Sonnenstand«, dem 2019 der Band »Mein Vater war Schwimmer« folgte. Mehr auf seiner Autorenwebsite www.martinwestenberger.com.
Ralf-Rainer Rygulla über Martin Westenbergers Arbeiten: Martin Westenbergers Gedichte sind skelettierte Erzählungen, die den Leser mit einem erschrockenen und einem grinsendenAuge ratlos machen. Und dann, beim Auflachen, wird man unsicher, ob das angemessen ist.
Martin Westenbergers Band war Bestandteil unseres Lyrik-Halbjahres 2022
ebenso wie unseres Lyrik-Winters 2024.
	
	 
 
																						 
	der einfache tanzboden
Gedichte
- Softcover
- 182 Seiten
978-3-86638-428-6

Wir sind mit Martin Westenberger
unter der werkbank, direkt hinter den dünen, neben dem üblichen, in der sonne, in der pause, am monolith, an den Niedermooser Seen, auf dem Platz, draußen, im baukörper, auf dem boden mit den spielsachen, im technischen Rathaus, auch außenrum schön, auf dem weihnachtsmarkt, an einer Ecke, fein aufeinander abgestimmt, im geheimnis, zuhause, in stiefeletten mit hohem absatz, vor leeren stühlen,
und sind auch in seinem dritten Gedichtband
nur touristen, die weltgemeinschaft, ein freund vor jahren, Käsesprenkel im glänzenden, senior auf elektrorad, zermahlenen Fleisch, tenniskumpels am tchibo-stammtisch, handelsvertreter für kuscheltiere, sterbefritz, die außerirdischen, liegengebliebenes, eine kleine fraktion, der terminator, feudel, alte teppiche, matten, rumpffiguren,
	also weiterhin mitten im Leben!
	 
 
	Beim Streicheln der Endgeräte
Gedichte
- Softcover
- 96 Seiten
- Ein Band aus unserem
- Lyrik-Halbjahr 2022/23
978-3-86638-385-2

In seinem zweitem Lyrik-Band nach »das mega-festival« schlägt Martin Westenberger wiederum den Ton erzählender Gedichte an, aber diese Gedichte sind noch schärfer in ihrem Blick auf alltägliche Szenen des Übersprungs und des fortgesetzten Hinweg über die existentiellen Hinter und Abgründe. Ist er dabei auch miilder mit seinen »Figuren«, die jederzeit uns meinen?
Wieder stammt das Cover-Foto von Rainer Servos (1962-2017), wieder ist der Band in drei Abschnitte eingeteilt, die Jungen streicheln an den neuen Apparaten, die Erwachsenen an laufenden Maschinen, die Alten an den Endgeräten:
beim streicheln der endgeräte
	ein blauer himmel mit zarten wolken,
	ein beruhigender see mit steg,
	auf dem display
	ruhe u. klarheit,
	etwas murmelt u. möchte befreit werden
	vom wischen, tippen, tasten
	möchte raus
	aus der kleinen bilddiagonale
	hin zum erhabenen.
	fast unsichtbar,
	mit beständigem versuch
	von einflüsterung u. wiederholung,
	geschützt hinter glas u. panzerfolie
	die alte militärtechnologie,
	hast du eben gedacht,
	habe ich nicht,
	hast du doch.
	eine wiese voller blumen,
	mit vielen menschen darauf,
	alle mit ihren geräten,
	hast du eben gedacht,
	habe ich nicht,
	hast du doch.
	im halbschlaf tanzt
	der kobold strom
	bis zur erschöpfung des akkus.
	
	 
 
	das mega-festival
Gedichte
- 112 Seiten
- Softcover
978-3-86638-290-9

Zwischen diesen beiden Gedichten
obwohl die welt sich schneller dreht
	müssen wir doch antworten finden,
	ein schal, eine mütze etwa,
	vielleicht auch die beine warm halten,
	die ketten müssen stabiler sein,
	da ist ja alles von uns
	bereits auf den weg gebracht.
	wie prophezeit, ist auch der computer
	gekommen u. hat die ganze welt
	vollgekleckert, nachdem ihn
	nahezu alle berufsgruppen mit ihren
	daten gefüttert haben, auch das
	haben wir entsprechend flankiert,
	mit signalleuchten u. absperrhüten.
	lassen sie mich das eine noch sagen.
	wenn sekretärinnen sich nun
	struppige kurzhaar-frisuren machen
	lassen, ist es der sich schneller
	drehenden welt vielleicht angemessen,
	aber dennoch nicht zielführend.
	kopftücher bieten sich hier an, mit
	ganz neuen implikationen.
	wir hatten das bereits letzte
	weihnachten eingebracht, war aber
	leider nicht mehrheitsfähig, genauso
	wenig der schal, wir hatten vor hals-
	schmerzen gewarnt.
	wir verfolgen dennoch unser konzept
	der ruhigen hand weiter, bis 2030
	einstellung aller co2 äußerungen.
spielt sich der gesamte Gedicht-Band von Martin Westenberger ab:
ihr habt angst
	vor alter u. depression, dann
	kommt mich besuchen, ich
	habe gerade brot in der
	pfanne aufgebacken u. es
	mit marmelade bestrichen.
	in der küche gibt es ein fenster,
	hier kann man weit
	in die landschaft schauen,
	an diesem regen
	tag. wir essen das marmeladenbrot    
	zusammen u. verzichten
	auf weitere optionen.
	sollte sich unser blick einmal
	absichtslos treffen, tun wir
	einfach so, als wäre nichts
	geschehen.
	
	(Cover-Foto von Rainer Servos †, mit Dank und in freundlichem Gedenken)
 
 
	axel dielmann – verlag
	Kommanditgesellschaft in Frankfurt am Main
	Donnersbergstraße 36 – 60528 Frankfurt am Main
	Fon: 069 / 9435 9000 – eMail: neugier[at]dielmann-verlag.de




 
				 
			
