Herausforderungen sind die beste Unterhaltung! Deshalb: Junge Literatur!

Askan von Hardenbergs Roman Die innere Gegend / Eine Bedienungsanleitung erscheint. Trotzt zweier Lesungstouren, die sich in kleinerem Rahmen von 7 Lesungen an den Wolpertinger-Tourneen orientieren, wird der spritzige Debüt-Band überhaupt nicht wahrgenommen. Auch Martin Bullingers Erstling wird zwar in den Lokalteilen überschwenglich gelobt, wo immer er Lesungen hat, aber die Feuilletons sind zu, überrannt, fixiert auf einen Kanon, in dem ungewöhnliche Ästhetiken keinen Platz finden.

Eine ganz andere Weiterung allerdings wird der Roman von Askan von Hardenberg im Frühjahr 2000 haben: In seinem Anfang räsonniert der Protagonist über ein Buch von Jack London, The Star Rover – wie bitte?

Die Recherche ergibt, daß der Roman einmal höchst unvollständig in den 50er Jahren in deutscher Übersetzung vorlag, wie ein Steinbruch zur Kurzgeschichten-Sammlung heruntergebrochen. Also. Uschi Gnade, die begnadete Übersetzerin etwa von Edward Bunkers umwerfendem autobiographisch hinterfüttertem Roman Der letzte Coup und (oh, wenn es erotische Literatur von Rang gibt, dann solche:) Antonella Gambottos Erotikon Das Gewicht des Herzens (nee, nicht vom dusseligen deutschen Titel abhalten lassen!) – Uschi Gnade läßt sich gewinnen, das Buch zu übersetzen. Reinhard Wissdorf, der beachtliche Entdeckungen über Jack London auf seiner deutschen London-Homepage www.jacklondon.de zu vermelden hat, schreibt ein Begleitwort. Und so wird nach eineinhalb Jahren Jack Londons Die Zwangsjacke erscheinen.
1998 ist aber zunächst Thomas Schwab wieder als Scout aktiv: Er findet Malcolm de Chazal (Gesichter in Zeitlupe) und stellt Gedichte von César Valléjo (Pariser Gedichte) zusammen, die er beide selbst übersetzt, zwei weitere schöne Bändchen der 16er Reihe. Professor Carsten Garscha gibt Valléjo ein Nachwort bei. Die Griechin Evangelia Karamountzou beginnt im Herbst 1998 ein Praktikum. Sie ist die dritte Marburger Praktikantin, die im Verlag ihr geisteswisssenschaftliches Studium durch Praxisnähe zu erden versucht – und sie wird danach über drei Jahre als feste Freie dem Verlag verbunden bleiben, und am Ende die Buchmesse 2001 mit dem Schwerpunktland Griechenland und unsere fünf Titel für diese Messe umfänglich betreuen. Gerd-Peter Eigner, der mit seinen Romanen bislang bei DVA und Hanser Verlag war, kommt mit seinen Essays in den Verlag. Alban Nikolai Herbst und Paulus Böhmer hatten den Kontakt hergestellt. Der kritzrote Leinenband mit gelber Prägung Nachstellungen I bringt Eigners Nabokov-Essay und das Gespräch aus einer fiktiven (wenn auch fast schon wahrscheinlichen) Begegnung zwischen Dostojewskij und Flaubert in Paris … Daneben steht der 6-teilige Mozart-Essay, den Eigner zur Eröffnung der Alten Oper Frankfurt am 10. September 1981 zwischen die sieben Sätze der zur Einweihung gespielten »Gran Partita« gelesen hatte – einer meiner persönlichen Lieblingstexte ist der Teil VI, in dem Mozart schwarze Notentupfen aufs weiße Papier setzt, während es in der Imagination von Eigner draußen zum ersten Mal schneit: weiße Tupfen auf schwarzem Grund. Die Nachstellungen II erscheinen im Jahr darauf, diesmal ein knallgelber Band mit roter Prägung. Er geht zurück auf eine Serie von Einführungen namhafter Autoren-Kollegen im Literaturhaus Berlin, zu denen Gerd-Peter Eigner Essays verfaßt hatte. Überarbeitet liegen hiermit seit 1999 schillernde und verlockende Texte über Hans Joachim Schädlich, Juan Goytisolo, Adolf Muschg, Werner Fritsch, Marguerite Duras, Reinaldo Arenas, Fritz Rudolf Fries, Ursula Krechel und Imre Kertész vor. Quasi grundlegend für den Band und Eigners Haltung ist das, was er über Goytisolo notiert:

Das Öffentliche ist das Intimste, und umgekehrt: oder hat es zumindest zu sein in einer Gesellschaft, die trennt – und sich an den Trennungen einseitig bereichert. Die Durchmischung als Akt der Wahrheit, der Wesensfindung, die Goytisolo nur dort mit Unbehagen wahrnimmt, wo Schriftsteller der Gegenwart – wie etwa Neruda, Asturias, Guillén, auch García Márquez (im ausdrücklichen Gegensatz zu den Becketts, Borges', Roa Bastos', Lezama Limas) die Nähe der Mächtigen und der Macht zu suchen sich nicht scheuten und scheuen. Goytisolo hat längst, wie sein strategisch vereinsamender Unheld in »Landschaften nach der Schlacht«, seine Trennungslinien gezogen, auch, rive gauche gegen droite, was die Intellektuellen- und Künstlerzirkel der französischen Hauptstadt anbelangt. Und taucht, wir sind wieder mitten im Buch, ein ins Heterogenste.

In der Reihe ETIKETT erscheint das zweite Buch der jungen Autorin Susanne Bartsch (ihr Debüt war bei dtv erschienen): Das neue Buch heißt Rent A Friend und erzählt die satirische Geschichte einer Agentur, die Miet-Freunde verleiht. – Passend zum Titel werden Tütchen von Fisherman's Friend als Etikett auf dem Buch aufgebracht. – Auf der Buchmesse im Herbst wird dieser Band zum heftigst begehrten Objekt (und zum meistgeklauten Buch, das wir je hatten: auch ein Rekord)!

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